Koordination ist wichtig für unsere Bewegung im Alltag. Wenn Bewegung keine Richtung bekommt passiert Irgendwas. Jeder Muskel kennt nur eine Richtung: Zusammenziehen. Würden alle Muskeln sich unkontrolliert zusammenziehen... Pures Bewegungschaos. Solche Bilder kennen wir von Parkinson und ähnlichen Erkrankungen, wo speziell das Nervensystem geschädigt ist.
Das Nervensystem koordiniert die Bewegungsabläufe bzw. das Zusammenspiel aller Muskeln im Körper zu einer fliessenden Bewegung. Laufen wäre ohne Koordination undenkbar. Schon nur gerade Stehen wäre unmöglich. Permanent korrigiert das Nervensystem die Haltung oder Bewegung und kontrolliert so den Körper. Koordination kommt von ordinare - ordnen, regeln, anordnen, also etwas in eine Folge aufreihen.
Intra- und Intermuskulär
Im Körper werden zwei Arten von Koordination unterschieden. Die intramuskuläre und die intermuskuläre Koordination. Intra heisst im Muskel, also in einem Muskel und Inter heisst muskelübergreifend, also mehrere Muskeln zusammen.
Diese beiden Ansteuerungsvarianten finden für Bewegung immer in irgendeiner Form gleichzeitig statt.
Intramuskulär
Beim ersten Fall steuert das Nervensystem einzelne Muskelfasern, die Myofibrillen, an. Aber niemals Alle auf einmal. Vielmehr wird je nach Belastungsdauer und Intensität vom Nervensystem entschieden welche Fasertypen (es gibt 3) und wie viele davon angesprochen werden. Eventuell werden sogar einzelne Fasern über die Belastungsdauer so sehr erschöpft, dass sie während der Belastung abgelöst werden müssen. Dies erfordert eine hohe Aktivität des Nervensystems.
Die Intramuskuläre Koordination kann sehr gut mit Maximalkrafttraining oder mit moderatem Widerstand, mit sehr langsamer Übungsausführung gefördert werden.
Ich empfehle ein moderates Gewicht, langsam und kontrolliert bewegt, weil so die Gelenkbelastungen sehr viel niedriger ausfallen und trotzdem eine sehr hohe intramuskuläre Aktivierung erfolgt.
Maximalkrafttraining macht eigentlich nur, wenn man Spass daran hat, punktuell oder sportartspezifisch Sinn. Es ist für den Körper sehr anspruchsvoll sehr hohe Lasten zu bewegen und steigert zudem stark das Verletzungsrisiko. Allerdings ist diese Belastungsform ebenfalls ein guter Impuls für die Entwicklung des Körpers und kann gut aufgewärmt ca alle 2 Wochen im Trainingsplan Platz finden. Es sollte aber schon etwas Trainingserfahrung vorhanden, ist also noch nichts für Anfänger.
Intermuskuslär
Beim zweiten Fall werden die Muskeln untereinander übergreifend Koordiniert, was natürlich je nach Bewegungsform komplett unterschiedlich ausfällt. Hier geschieht das gleiche auf der Makroebene. Werden einzelne Muskelgruppen über die Belastungsdauer hinweg zu sehr erschöpft, wird durch daneben liegende Muskeln kompensiert um die Bewegung weiterhin halbwegs zielführend fortzusetzen. Das Verletzungsrisiko steigt.
Die intermuskuläre Koordination wird mit allen Bewegungsformen gefördert, bei der sich der Körper als komplettes System bewegt: Tanz, Kampfsport, Kniebeuge, Athletik, Laufen, Springen usw.
Wie Koordination fördern?
Besonders sehr langsame Bewegungen erhöhen die Koordinationsfähigkeit des Körpers ungemein. Weil so ganz bewusst eine bestimmte Bewegungsform durch die Dauer der Ausführung, man könnte sagen, ins Nervensystem eingebrannt wird. Deshalb sind besonders Taiji und Qigong oder auch Yoga so effektiv. Dort wird das Bewusstsein über einen längeren Zeitraum vollkommen auf die Bewegung des Körpers fokussiert.
Gleichgewicht
Es erfordert ein bewusstes Auseindandersetzen mit dem eigenen Körper und seiner Bewegung. Speziell alle sehr dynamischen Bewegungsformen, wie bereits erwähnt (Tanzen, Yoga, Taiji, Krafttraining mit freien Gewichten, Kampfsport, Mannschaftssport etc) bringen die Fähigkeit besser in der eigenen Mitte zu stehen. Ich spreche dabei von "struktureller Integration". Das heisst, jedes Körperteil wird optimal aufeinander ausgerichtet. Finden punktuell Überspannungen oder Unterspannungen und/oder ungünstige Körperhaltungen statt, sollten diese mit gezieltem Dehnen und Training ausgeglichen werden, um das System Körper langfristig belastbar und leistungsfähig zu erhalten.
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